Die Bürgerbeteiligung am Bonifatiusplatz in Vahrenwald-List war ein bemerkenswerter Prozess. Innerhalb eines Jahres führten die Ideen der Bürgerinnen und Bürger zu ersten sichtbaren Veränderungen der Mobilität vor Ort. Doch was hat den Erfolg erst möglich gemacht und was lässt sich auf andere Beteiligungsprozesse übertragen?
Was war der Auslöser für den Prozess?
Ausgangspunkt war das Problem der sogenannten “Elterntaxis” und die chaotische Verkehrssituation zu Schulbeginn und ‑schluss an den drei Schulen rund um den Bonifatiusplatz. Im Laufe des Beteiligungsprozesses wurden weitere Themen sichtbar: z.B. fehlende sichere Querungen für die Kinder, zu hohe Geschwindigkeiten vor den Schulen und zugeparkte Gehwege.
Erfolgsfaktoren für wirksame Bürgerbeteiligung
Wirksame Bürgerbeteiligung basiert auf einigen zentralen Voraussetzungen, die auch am Bonifatiusplatz sichtbar wurden:
- Gemeinsames Interesse der politischen Parteien: Der Bezirksrat Vahrenwald-List stand nahezu geschlossen hinter dem Projekt. Eine eigene Projektgruppe des Bezirksrats sorgte für kontinuierliche Unterstützung und politischen Rückenwind.
- Frühe Einbindung der Verwaltung: Die zuständigen Behörden für die Umsetzung waren von Beginn an Teil des Prozesses. So konnte gegenseitig Vertrauen aufgebaut und (potentielle) spätere Hürden minimiert werden konnten.
- Ausreichende Ressourcen: Sowohl für die Gestaltung und Moderation der einzelnen Formate als auch die Kommunikation und praktische Vorbereitung vor Ort standen ausreichend finanzielle und personelle Mittel zur Verfügung. Das ermöglichte einen Beteiligungsprozess in hoher Qualität zu gestalten.
- Vielfalt der Formate: Unterschiedliche Formate wie öffentliche Veranstaltungen, eine Online-Befragung sowie Kinder- und Jugendbeteiligung sorgten dafür, dass viele Menschen teilnehmen konnten.
- Transparente Kommunikation: Von der Auftaktveranstaltung im November 2023 bis zur öffentlichen Abschlussveranstaltung im April 24 wurden die Beteiligten über Fortschritte und Ergebnisse kontinuierlich informiert. Dies gilt auch für die Bezirksratsbeschlüsse und Start der Umsetzungen im November 2024.
Die Bedeutung von Zuhören, Austausch und Wirksam werden
Im Laufe des Prozesses haben sich über 300 Menschen über die verschiedenen Formate beteiligt und eine Vielzahl von Ideen eingebracht. Die Stadtverwaltung leitete daraus machbare Vorschläge ab, die dem Bezirksrat zur Entscheidung vorgelegt wurden. Es geht in Beteiligungsprozessen nicht darum, dass alle Ideen umgesetzt werden. Vielmehr steht im Fokus, dass möglichst viele Menschen Gehör finden und in einen konstruktiven Austausch miteinander treten. Nur so können individuelle Perspektiven erweitert und tragfähige Lösungen gefunden werden.
Wenn dann auch noch – wie in diesem Fall – zeitnah eine sichtbare Umsetzung geschieht, können BürgerInnen und Bürger tatsächlich eigene Wirksamkeit im demokratischen Prozess direkt erleben.
Fazit: Was können wir aus dem Projekt lernen?
Der Prozess „Neue Mobilität am Bonifatiusplatz“ zeigt, wie Bürgerbeteiligung gelingen kann, wenn sie inklusiv und transparent gestaltet wird. Es braucht
- Offenheit für neue Impulse,
- Ressourcen, um eine hochwertige Beteiligung zu ermöglichen
- und den politischen und administrativen Willen, um echte Veränderungen zuzulassen. Dann entsteht ein Mehrwert – nicht nur für die Betroffenen, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft.
Mehr zum Ablauf des Prozesses “Neue Mobilität am Bonifatiusplatz“, den Ergebnissen und dem Stand der Umsetzung findet sich hier.
Haben Sie Fragen zum Prozess? Oder überlegen Sie selbst, einen Bürgerbeteiligungsprozess zu initiieren? Dann sprechen sie uns gerne an. Wir unterstützen sie bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Projekte.
Team Bürgerbeteiligung Bonifatiusplatz
Martina Baier
Claudia Schelp / Schelp Mediation
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